Der Wolf in Deutschland:

In Deutschland, insbesondere in seinen Ostprovinzen, hatte sich der Wolf während des Dreißigjährigen Kriegs wieder stark ausgebreitet. Der Wolf war bis 1770 im Sauerland und in der Eifel bis 1872 heimisch. Danach wird er als Zuwanderer aus den Ardennen eingestuft. Die Tiere sollen über den zugefrorenen Rhein auf die östliche Rheinseite gekommen sein und dann weiter bis nach Wittgenstein. Zuwanderer verzeichnete man in Westfalen noch bis 1861 und in der Eifel bis 1900. Die letzten Tiere sollen alle Rüden gewesen sein, die Fernwanderungen durchführten. Über sein Auftreten in Pommern bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts liegen nur statistische Angaben vor.

Der auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik vorläufig letzte freilebende Wolf wurde am 27. Februar 1904 in der Lausitz erschossen. Er war 160 cm lang, hatte eine Widerristhöhe von 80 cm und wog 41 kg. Da es in der Gegend lange Zeit keinen Wolf mehr gegeben hatte, vermutete man hinter dem gerissenen Wild erst ein ausgebrochenes Zirkustier, weshalb er den Spitznamen „Tiger von Sabrodt“ (Ort des ersten Auftauchens) erhielt. Schon nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten immer wieder Wölfe nach Deutschland ein, bis 1990 wurden in Deutschland mindestens 21 Wölfe geschossen oder mit Fallen gefangen.

Auch nach 1990 sind immer wieder Wölfe über die polnische Grenze nach Deutschland eingewandert und hielten sich bevorzugt auf Truppenübungsplätzen auf. Im Jahr 2000 wurde im sächsischen Teil der Lausitz erstmals seit mindestens 100 Jahren wieder eine erfolgreiche Reproduktion des Wolfes in Deutschland nachgewiesen. Seitdem hat der Bestand des Wolfes dort kontinuierlich zugenommen und das Verbreitungsgebiet hat sich beständig vergrößert.

Ende Juli 2013 lebten in der Lausitz in Sachsen und Brandenburg vierzehn Rudel oder Paare. Außerhalb der Lausitz gibt es weitere territoriale Vorkommen: Drei reproduzierende Rudel in Brandenburg, zwei reproduzierende Rudel in Sachsen-Anhalt, ein reproduzierendes Rudel in Niedersachsen und mehrere stationäre Einzeltiere oder Paare in anderen Regionen Sachsen-Anhalts, Brandenburgs, Mecklenburg-Vorpommerns und Niedersachsens sowie in Schleswig-Holstein. Ob die in Hessen und Bayern festgestellten Einzeltiere noch anwesend und am Leben sind, ist unklar.

Mit der wachsenden Gesamtpopulation und seiner langsamen Ausbreitung kann bei weiterem erfolgreichen Schutz davon ausgegangen werden, dass der Wolf in Deutschland wieder dauerhaft ansässig wird. Obwohl in Deutschland streng geschützt und nicht jagdbar, wurden aber immer wieder Wölfe von Jägern geschossen – angeblich wegen Verwechslungen mit wildernden Hunden.

Seit 1990 wurden in Deutschland mindestens 15 Wölfe illegal getötet, neun alleine seit 2000. Bei einem dieser Tiere handelte es sich um einen Wolf, der nicht aus der deutsch-polnischen Population stammte, sondern aus der italienischen. Teile der Jägerschaft und der Schafhalter fordern einen legalen Abschuss bzw. eine kontrollierte Bejagung der Wölfe.

Mehrfach wurden weite Abwanderungen dokumentiert. Von drei im Frühjahr 2009 besonderen Wolfsrüden des Nochtener (zwei junge Rüden) bzw. Neustädter Rudels (ca. zwei bis drei Jahre alter Rüde) hatte ein junger Rüde nach einem über 1000km langen Weg im Sommer 2009 Litauen erreicht. Ein im November 2012 in Nord-Dänemark tot aufgefundener Wolfsrüde wurde nachweislich 2008 oder 2009 in einem Wolfsrudel in der Lausitz geboren. Er legte 720km Luftlinie wandernd zurück. Am 7. Juli 2013 wurde in Luttelgeest in den Niederlanden ein höchstwahrscheinlich aus Deutschland abgewanderter toter Wolf aufgefunden.


Dieser Text wurde mir freundlicher Weise von Rico V. zur Verfügung gestellt.